Sarah Reinisch: Die erste Verkehrsmeisterin der KVG

Problemlöser im ÖPNV, Mobilmacherinnen, Troubleshooter: Für die Arbeit der Verkehrsmeister in der KVG-Leitstelle im Betriebshof Wilhelmshöhe gibt es viele Bezeichnungen. Sarah Reinisch ist eine von ihnen: sie ist die erste Verkehrsmeisterin bei der KVG. Damit hat sie, wie sie selbst schätzt, die Tür geöffnet für andere Frauen aus dem Fahrdienst, die sich vorstellen können, sich ebenfalls zu bewerben. Die heute 36-jährige fühlt sich mit ihrer verantwortungsvollen und oft sehr fordernden Rolle pudelwohl.

Sarah Reinisch Berufsleben bei der KVG begann 2019. Sie wollte sich beruflich neu orientieren; hinzu kam ihr Interesse an Technik und ihre jahrlange Treue als ÖPNV-Kundin, weil sie zu ihrer Arbeitsstelle immer mit der Straßenbahn gefahren war. Deshalb hängte sie ihren weißen Kittel als Fleischerei-Fachverkäuferin an den Nagel und schlüpfte in die blaue KVG-Uniform: Die damals 32-Jährige wurde Straßenbahnfahrerin bei der KVG.

Vom Tresen in die Tram in die Leitstelle

Den Wechsel vom Tresen zur Fahrerkabine habe sie nie bereut, versichert sie heute. Als im vorigen Jahr bei der KVG aber die Ausbildung zum Verkehrsmeister angeboten wurde, griff sie zu: „Im Fahrdienst war keine Weiterqualifizierung möglich, und ich wollte weiterkommen.“ Gesagt, getan: Reinischs Bewerbung war ebenso erfolgreich wie die anschließende mehrmonatige Ausbildung in der Leitstelle. 

Die Ausbildung hat Sarah Reinisch erfolgreich abgeschlossen und seit dem 20. Januar 2024 arbeitet sie nun eigenverantwortlich aber immer auch im Team mit ihren 28 Kollegen plus den derzeit fünf Verkehrsmeistern in Ausbildung. Gemeinsam sind sie in drei Schichten an 365 Tagen im Jahr für den Betrieb mit gleichzeitig rund 130 Bussen, Straßenbahnen und RegioTrams sowie zusätzlich den im Stadtgebiet Kassel verkehrenden Bussen des NVV verantwortlich. Zwei- bis dreimal pro Woche ist Außendienst angesagt. Heißt: Im Funkwagen im Netz präsent zu sein, um auf kurzem Weg helfen zu können oder um zu prüfen, ob eine Strecke für die Fahrzeuge (wieder) befahrbar ist.

Vielfältige Aufgaben, viel Verantwortung

„Sehr vielseitig“, „sehr anspruchsvoll“, „oft sehr stressig, weil man enorm vieles beachten und extrem schnell einleiten muss.“ So charakterisiert sie Ihre Arbeit als Verkehrsmeisterin. „Im Fahrdienst bekommt man gar nicht so mit, was da alles geleistet wird.“

Um das leisten zu können, muss sie sich in allen Fahrzeugsystemen technisch auskennen, wissen, bei welcher Störung was, wann und wie, auch unter starkem Zeitdruck, zu erledigen ist. Außerdem benötigt sie Kenntnis über die Arbeitsweise aller KVG-Bereiche, das Formulieren und Veröffentlichen von Fahrgastinformationen, die Zusammenarbeit mit Polizei und Feuerwehr sowie weiteren externen Stellen.

Viel erreicht, viel vor

„Ich fühle mich hier richtig gut aufgehoben.“, sagt Sarah Reinisch mit Blick auf ihre Arbeit und ihre Kollegen, „Und ich würde die Ausbildung definitiv noch einmal machen“. Ihre nächsten beruflichen Stationen hat sie auch schon im Blick: Zunächst die Weiterbildung in „Psychologischer Erstbetreuung“, um nach Unfällen traumatisierte Fahrerinnen und Fahrer zu unterstützen. Später die Fortbildung zur Fahrdienstleitung für die Stellwerke im Bereich der EBO (Eisenbahnbau- und Betriebsordnung), um auch für den Straßenbahnbetrieb im Lossetal und die RegioTrams im DB-Netz fit zu sein. Langweilig wird es ihr also sicher nicht.

 

von
Heidi Hamdad, KBK