Wetter versus KVV 


Wie sich Sonne, Regen und Wind auf unsere Geschäftsfelder auswirken 

Wie wetterfühlig ist die KVV? Oder besser gesagt, wie stark wirken sich Temperaturen, Niederschläge und Luftbewegungen auf unsere Geschäftsfelder aus? Darüber haben wir uns mit Kollegen aus den unterschiedlichen Sparten der KVV-Gruppe unterhalten. Das Ergebnis: einen Großteil des Jahres lässt uns das Wetter zwar relativ kalt, die Anzahl der Wetterereignisse, die sich auf unser Tagesgeschäft auswirken, nimmt jedoch zu.  

Viel Regen ist gut für die Wassersparte, oder? 

Beispiel Wassersparte. Da könnte man meinen, viel hilft viel – also je mehr Niederschlag, desto besser für die Trinkwassergewinnung. Dass das mitnichten so ist, wird im Gespräch mit Tobias Krohne und Jörg Boedecker klar. Die beiden NSGler erläutern anschaulich, dass Starkregen nichts für das Trinkwasser tut. Einerseits läuft es oberflächlich ab, statt zu versickern – somit wirkt es sich kaum auf den Grundwasserspiegel aus. Andererseits wirbelt es Oberflächenwässer auf, was zu heftigen Eintrübungen führt. Gelangen diese stark getrübten Wässer in die Quellsammelstuben, fallen diese zeitweise aus der Gewinnung raus und können erst nach einer manuellen Reinigung wieder genutzt werden. 

Das Gegenteil – also langanhaltende Trockenheit – ist ebenfalls eine Herausforderung für die Wassersparte. Folgt auf einen trockenen Sommer ein ebenfalls trockener Winter, können sich die Wasserbestände nicht erholen. Der Grundwasserspiegel sinkt, was wiederum die Gewinnung verkompliziert. Um sich für die zunehmende Trockenheit zu rüsten, arbeitet das NSG-Team deshalb zurzeit an einem kommunalen Wasserkonzept für Kassel und Vellmar, das aufzeigen soll, wie die Wasserversorgung langfristig sichergestellt werden kann. 

Dürften Krohne und Boedecker sich das Wetter wünschen, wäre es vermutlich im Sommer ein Wechsel aus trockenen Phasen und ergiebigen Niederschlägen und im Winter eine ordentliche Menge Schnee. Nicht, weil sie begeisterte Skifahrer wären, sondern, weil der schmelzende Schnee im Frühjahr den Boden optimal mit Feuchtigkeit anreichert und so die Grundwassermenge erhöht. 

Schnee – des einen Freud ist des anderen Leid 

Von viel Schnee, im schlimmsten Fall gepaart mit heftigem Frost, wären die KVG-Kollegen dagegen vermutlich nicht sonderlich begeistert. Denn genau diese Kombi hatte ja im Februar 2021 deutschlandweit zu „Flock downs“ geführt, also dem teilweisen oder gänzlichen Ausfall des ÖPNV.  
Aber auch große Mengen Regen oder langanhaltende Hitze bereiten den Kolleginnen und Kollegen aus der Verkehrssparte zunehmend Probleme.  

Bei Überschwemmungen, wie zuletzt im Mai 2019 und im Juli 2023, müssen die KVG-Teams einigen Aufwand betreiben, um die Abstellanlagen und Betriebshöfe wasserfrei zu halten. Auch Gleisunterspülungen und Flutungen des Tunnels zum Hauptbahnhof, sind bereits vorgekommen. Schäden an der Infrastruktur – der Bausubstanz wie auch der elektrischen Bauteile – sowie damit verbundene Ausfälle sind die Folge.  

Tramverkehr lahmgelegt: Auf der Lossetalstrecke wurde ein Weichenkasten geflutet.
Winterdienst-Mitarbeiter befreien Streckenabschnitte von Schnee und Eis.

Auch die Sonne hat ihre Schattenseiten 

Aber auch Hitze stellt die KVG vor echte Herausforderungen. Sie setzt z. B. der Bordelektronik der Fahrzeuge zu. Die Elektronik, die ja größtenteils im Dach der Fahrzeuge untergebracht ist, fällt bei Temperaturen über 45°C aus. Neben der Kühlung der elektrischen Teile setzen die KVGler deshalb auf eine helle Farbgebung der Fahrzeugdächer. So wird mehr Licht reflektiert und die Hitzeentwicklung fällt weniger stark aus, als es bei einer dunklen Oberfläche der Fall wäre.  

Ähnlich verhält es sich mit den Gleisen und Weichen. Deren Material dehnt sich in der prallen Sonne aus, was auf einigen Strecken bereits regelmäßig zu Problemen führt. Auf exponierten Strecken weißelt die KVG daher die Gleise und Weichen, um deren Erwärmung zu reduzieren. Hinzu kommt, dass sich in langen Trockenphasen die Böden absenken. Einige Gleisbetten sanken dadurch in den letzten Jahren um bis zu 5 cm ab. Die entstandenen Hohlräume mussten die KVG-Kollegen stopfen, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. „Der Klimawandel bedeutet schon heute für die KVG erhöhte Mehrleistungen und Mehrkosten“, fasst Karsten Kamutzki, Leiter der Fahrzeug- und Techniksparte der KVG, zusammen. „Davor können wir unsere Augen nicht verschließen, damit müssen wir umgehen und das müssen wir einplanen.“  

Klimawandel führt zu Mehraufwand und höheren Kosten 

Eine Aussage, die Patrick Thiel, Leiter des Netzbetriebs Strom und Gas bei der NSG sicher ebenfalls unterschreiben würde. Denn im Grunde wirken sich auch in seiner Sparte, alle bereits genannten Wetterereignisse ähnlich negativ aus. Wasser und elektrische Leitungen sind per se keine Freunde. Kommt es zu Überschwemmungen, gefährdet dies die verbaute Technik ebenso, wie Bewohnerinnen, Passanten und Helfende vor Ort, die Gefahr laufen, einen Stromschlag zu bekommen. Wo die Stromversorgung durch das Wasser nicht von allein ausfällt, stellt ihn das NSG-Team daher ab, damit Aufräumarbeiten gefahrlos möglich sind. 

Aber auch Hitze kann zu Stromausfällen führen. Denn die Technik in Schaltkästen und Trafostationen ist ebenso temperaturempfindlich wie die der ÖPV-Fahrzeuge. Von der passiven Kühlung durch Lüftungsschlitze stellt das NSG-Team deshalb erste Trafos auf eine aktive Kühlung mit Ventilatoren um. Und auch in Sachen Farbgebung verfolgt es die gleiche Strategie, wie die KVG-Kollegen: Helle Farben kommen verstärkt zum Einsatz. 

Zur Liste der Störfaktoren kommt noch der Wind hinzu. Der ist zwar selten selbst problematisch, führt aber durch umfallende Bäume, die Oberleitungen herunterreißen, oder das In-die-Leitung-wehen von Gegenständen zu Störungen. Sowohl im Bereich der Stromversorgung als auch im ÖPNV. Hier setzen die Kollegen alles daran, die Ursache schnell zu beseitigen und die Betriebsunterbrechung so kurz wie möglich zu halten. 

Die Erneuerbaren-Sparte freut sich, wäre da nicht der Hagel 

Zu viel Wind und Sonne gibt es für die Kollegen aus der Erneuerbaren-Sparte dagegen nicht. Weder die Windräder noch die PV-Module kamen bisher an ihre Belastungsgrenzen oder mussten abgeregelt werden. Das wäre bei den Windkraftanlagen der Fall, wenn eine vom Hersteller vorgegebene Maximal-Windgeschwindigkeit überschritten würde. Aber weder Kyrill, Friederike noch die weiteren Stürme der vergangenen Jahre haben zu Abregelungen geführt.  

Ein Ereignis, das KVV-weit problematisch war, betraf jedoch auch die PV-Sparte: der Hagel im Juni vergangenen Jahres. Laut Lars Nedwig, technischer Asset-Manager im Bereich MEK der Werke, wurden sowohl Folien-Anlagen, die in die Dachhaut integriert sind, als auch Röhren-Anlagen stark beschädigt. Lediglich Anlagen mit Glas-Modulen haben keine Schäden davongetragen.

Mehr Starkwetterereignisse, mehr Schadensfälle, mehr Regulierungsaufwand

All diese Schadensfälle landeten früher oder später bei den Kolleginnen und Kollegen der Schadensregulierung aus dem Bereich KRJ, die die Abwicklung mit den Versicherungen und weiteren zuständigen Stellen übernehmen. Zu den durchschnittlich 840 Schadensfällen pro Jahr, um die sich das KRJ-Team kümmert, kamen durch das Unwetter 62 Regulierungsfälle an nur einem Tag hinzu.

Überschwemmung im Betriebshof Wilhelmshöhe
Zerstörte PV-Anlage auf dem Dach des Betriebshof Sandershäuser Straße
Werkstatt im Betriebshof Sandershäuser Straße
Zerstörte Lichtbänder in der Königinhofstraße
Büro unter Wasser in der Sandershäuser Straße

KVV-Gruppe auf dem richtigen Weg  

Was bedeutet das nun in Summe für die KVV-Gruppe? In jedem Fall, dass jeder Euro, den wir in den Klimaschutz investieren, besser angelegt ist als derjenige, den wir zum Beheben von klimabedingten Störungen und Schäden ausgeben. Und das wiederum bestätigt die Strategie, Auswirkungen auf das Klima in unsere Planungen mit einzupreisen. Wir sind also auf dem richtigen Weg. 

von
Cornelia Bohle, KBK