„Wir sind durch einen Artikel in der HNA aufmerksam geworden, in dem berichtet wurde, dass Herr Ditschar historische Aktien, darunter unserer Vorgängerin Große Casseler Straßenbahn, verkaufen möchte“, erläuterte Walter Bien zum Hintergrund. „Nachdem der Kontakt mit Herrn Ditschar angenehm verlief und wir uns schnell über den Preis einigen konnten, fiel uns der Entschluss zum Kauf der Wertpapiere leicht, denn sie geben Zeugnis unserer traditionsreichen Unternehmensgeschichte“, so Walter Bien weiter und versicherte: „Die historischen Aktien werden in unserem Hause einen würdigen Platz erhalten.“
„Ich hätte meine Sammlung mit rund 76 Aktien von Unternehmen, Verbänden und Kreditinstituten der Region natürlich lieber als komplettes Paket abgegeben, aber dafür dürften Kassel und Umgebung nicht die entsprechenden Sammlerkreise haben“, erläuterte Meinhard Ditschar. „Einige Anrufer waren an Einzelstücken interessiert. Als die KVG als renommiertes Kasseler Unternehmen nachfragte, hat mich das sehr gefreut, denn so bleiben die Urkunden in dem Unternehmen, von dem sie stammen.“
Die bemerkenswerteste der vier Aktien des Unternehmens Große Casseler Straßenbahn datiert auf den 21. Juni 1897 und damit exakt den Gründungstag der damaligen „Urmutter“ der heutigen KVG AG. Bereits 20 Jahre zuvor hatte in Kassel, zwischen dem Königsplatz und Wilhelmshöhe, der öffentliche Nahverkehr mit Dampfbahnen begonnen, was als Beginn des Straßenbahnbetriebes in Deutschland gilt. 1897 begann mit der Großen Casseler Straßenbahn die Elektrifizierung des Straßenbahnnetzes. Am 14. Dezember 1898 fuhren die ersten elektrischen Straßenbahntriebwagen in Kassel.
Neben dieser Aktie erwirbt die KVG von Ditschar zwei historische Wertpapiere der Großen Casseler Straßenbahn vom 21. Januar 1898, davon eine mit Gewinnanteilsschein plus Erneuerungsschein, und schließlich eine Vorzugsaktie vom 22. Juli 1921.
Eine Rarität und damit die wertvollste Aktie in dem Quintett ist die der Kleinbahn Cassel-Naumburg Aktiengesellschaft vom 29. Februar 1904. Das Unternehmen war drei Jahre zuvor gegründet worden und nahm im März dieses Jahres den Verkehr zwischen dem Bahnhof Wilhelmshöhe und Naumburg auf.
Später übernahm die Hessische Landesbahn (HLB) den Besitz und den Betrieb der umbenannten Kassel-Naumburger Eisenbahn (KNE). Heute ist die HLB als Eisenbahnunternehmen mit dem Straßenbahnunternehmen KVG partnerschaftlich verbunden in dem gemeinsamen Unternehmen Regionalbahn Kassel GmbH (RBK). Die RBK ist für den Schienenverkehr zwischen Kassel und Baunatal sowie Kassel und Hessisch Lichtenau verantwortlich.
