Gaspreisbremse, Strompreisbremse –
Aktuelle Situation Energiekrise

Im Gespräch mit Dr. Michael Maxelon

Bundestag und Bundesrat haben der ersten Stufe der Gaspreisbremse mit Entlastungen in diesem Winter zugestimmt. Mit der Soforthilfe übernimmt der Bund die Abschlagszahlung von einem Zwölftel des Jahresverbrauchs im Dezember. Die Unterstützung kommt auch den Fernwärmekunden zugute. Im nächsten Jahr folgen dann die Preisbremsen für Strom und Gas. Herr Maxelon, welche Vorteile können wir als Energieversorgungsunternehmen aus den Energiepreisbremsen ziehen?
 

Mit der Gas- und Strompreisbreme möchte der Bund die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar und unmittelbar entlasten. Und zwar dort, wo die Kosten entstehen. Es geht darum, die Energiepreise zu senken und sie für unsere Privat-, Industrie- und Mittelstandskunden bezahlbar zu halten. Das trägt für uns als Energieversorgungsunternehmen zur Liquiditätssicherung bei. Denn: bezahlen unsere Kundinnen und Kunden weiterhin die Abschläge und Rechnungen, müssen wir keine Forderungsausfälle fürchten.

Heißt das wir können uns zurücklehnen?
 

Keinesfalls. Sowohl wir als Städtische Werke als auch unsere Kundinnen und Kunden müssen weiterhin aktiv daran mitwirken, eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Warum wirken die Preisbremsen nur bis zu 80 Prozent des Verbrauchs? Wir müssen weiterhin Energie einsparen. Die Motivation dafür sollen zum einen die verbleibenden 20 Prozent geben, denn diese müssen mit dem regulären Marktpreis bezahlt werden. Andererseits gibt uns das Momentum die Chance tatsächlich unsere Verbräuche kritisch zu hinterfragen.

Was genau heißt das?
 

Nehmen Sie zum Beispiel unsere KVV-Energiesparkampagne. Das Team aus der App-Redaktion hat mir berichtet, dass die Tipps eine große Leserschaft finden. Und die ersten Maßnahmen, die wir im Zuge des Einsparens unternehmen, treffen auf große Zustimmung und Unterstützung. Wir alle sind sensibilisiert und daran interessiert etwas zu bewegen. Schließlich zählen Strom und Wärme zu den Grundbedürfnissen und sichern unseren Lebensstandard.

Welche konkreten Maßnahmen haben wir getroffen, um die Anforderungen an uns als sicherer Versorger zu gewährleisten?
 

Erst einmal sind wir alle gemeinsam mit unserer täglichen Arbeit dafür verantwortlich, Kassel sicher zu versorgen. Und dabei denke ich hier an alle Mitarbeitenden des Stadtkonzern. Dass wir das können, haben wir bereits gezeigt.

Bezogen auf die Energiekrise haben wir schon in einem frühen Stadium, kurz nach dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine, einen Krisenstab eingerichtet, der im Zusammenspiel vieler Bereiche Risiken ermittelt und Maßnahmen koordiniert. Daneben haben wir die Lagerhaltung geprüft und vergrößert. Gemeinsam mit der NSG haben wir einen Fokus auf die Netzsicherheit gelegt und die bereits angesprochene Energiesparkampagne gestartet.

Übertragungsnetzbetreiber Tennet sagte kürzlich, es werde keinen Blackout geben, Bundeskanzler Scholz erklärte in seiner Regierungserklärung, „Wir kommen wohl gut durch den Winter“. Herr Maxelon liegen somit die größten Aufgaben schon hinter uns?
 

Nein, leider nicht. Wenn die Aussagen auch Hoffnung und Zuversicht geben, bleiben dennoch rund 20 Prozent Gas, die wir langfristig einsparen müssen. Die Lösungen dafür liegen schon auf dem Tisch oder besser: sind auf den Dächern oder auf Freiflächen zu suchen. Was ich meine sind die Erneuerbaren PV und Wind, wo wir als Städtische Werke gut aufgestellt sind. Hier haben wir bereits viele Erfahrungen gesammelt. In den Erneuerbaren liegt die Zukunft.

Wir sprachen eingangs über die Preisbremsen für Gas und Strom, die als Teil des Rettungsschirms auf zweieinhalb Jahre angelegt sind, vor allem, um auch für den Winter 2023/24 gerüstet zu sein. Welche Schlüsse ziehen wir als KVV-Gruppe daraus?
 

Wenn auch die politischen Entscheidungen in diesem Jahr mitunter sehr kurzfristig getroffen wurden – denken wir an die Absage der Gasbeschaffungsumlage – geht es bei diesem 200 Milliarden Euro schweren Abwehrschirm zur Dämpfung der hohen Energiepreise darum die Menschen und Unternehmen zu schützen. Auch andere europäische Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien haben vergleichbare Pakete geschnürt. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass diese Aufwendungen Saldoposten auf der Zukunftsbilanz der nächsten Jahre sind. Deshalb ist es wichtig, dass wir langfristig unabhängiger von fossilen Energieträgern werden und den Umbau auf eine klimaneutrale Energieversorgung vorantreiben. Wir arbeiten dafür konkret an unserem Strategieprojekt HORIZONT, das im nächsten Jahr in der gesamten KVV-Gruppe ausgerollt wird.

Stichwort nächstes Jahr – 2023. Was möchten Sie uns für das kommende Jahr mit auf den Weg geben, Herr Maxelon?
 

Zuversicht, Kraft und natürlich Spaß und Freude an Ihrer täglichen Arbeit. Wie ich schon sagte: jeder einzelne in unserer Unternehmensgruppe zählt und wir zählen auf Ihren Beitrag. Natürlich wünsche ich mir und uns allen, dass der Angriffskrieg in der Ukraine bald ein Ende findet. Jüngste Entwicklungen geben Grund zur Hoffnung. Mit Blick auf den Jahreswechsel wünsche ich allen Leserinnen und Lesern erholsame Feiertage und Zeit für die Familie, Hobbies und ein besinnliches Fest.

Vielen Dank für das Gespräch

von
Ute Orgir, KBK