Projekt KMI am Start:
Der Anfang vom Ende der Zettelwirtschaft  

Jan Humburg ist seit 2010 bei der KVG als KfZ-Mechatroniker beschäftigt. Der 32-jährige begrüßt das Projekt KMI: „Es wurde Zeit, dass wir mobiler und digitaler arbeiten können.“

Wo sich früher viele Meter lang Aktenordner an Aktenordner reihte, um das „Leben“ eines Fahrzeugs bei der KVG zu begleiten, reicht heute ein iPad. Der Wandel trägt das Kürzel KMI (KVG Mobiles Instandhaltungssystem) und beschreibt die digitale Revolution, die in den Fahrzeugwerkstätten der KVG ihren Anfang nahm. Die Buswerkstatt ist der „Pilot“. Bis Ende 2023 sollen alle weiteren Abteilungen von VT mit KMI arbeiten.

„Die Werkstätten haben danach gelechzt.“ „Die Mitarbeiter waren im privaten Bereich ihrem Arbeitsumfeld um Lichtjahre voraus.“ „Alle haben darauf gewartet und waren froh, als es endlich umgesetzt wurde.“ So und ähnlich beschreiben Projektleiter Rüdiger Kmieczeck, sein Stellvertreter Ahmet Coskun und der Leiter der Buswerkstatt, Bernd Haase, die Reaktionen der Mitarbeiter der Fahrzeugwerkstätten als bekannt wurde, dass die KVG das Projekt KMI einführen wird. 

Wie alles begann

Der Start des Projektes war im Herbst vorigen Jahres in der Buswerkstatt. Seitdem findet das „Leben“ jedes der 78 Busse der KVG digital statt. Neuerdings befindet sich auch die RT-Werkstatt in der KMI-Welt. Als nächstes sind die ersten Infrastrukturbereiche von VT an der Reihe: KMI wird ausgerollt auf die Werkstätten für die Haltestellen und die Weichen sowie die Oberbauschweißtechnik. Bei Abschluss des Projekts werden rund 200 der 230 Mitarbeiter von VT einbezogen sein.

Grundlage für das Projekt KMI war ein gemeinsamer ganztägiger Workshop im Jahr 2019, bei dem sämtliche Fachbereiche von VT teilgenommen hatten. Dabei wurden die künftigen Anforderungen an das Instandhaltungssystem erhoben und abgestimmt. Unter Leitung von Rüdiger Kmieczeck begann die 20-köpfige Projektgruppe sofort u.a. mit der Erhebung und Strukturierung einer schier unzähligen Menge an Daten. Das Beratungsunternehmen ISI Management Consulting GmbH aus Düsseldorf begleitet das Projekt seit Beginn.

Den Kern bildet die Software oxandoOne. Darin kann der Mitarbeiter die verschiedenen Störungen einschließlich des zur Reparatur benötigten Materials und die Arbeitszeit erfassen. Die Erfassung der Inspektionen oder Wartungen über digitale Checklisten sämtlicher Assets ist ebenfalls möglich. Ziel war und ist die technische und wirtschaftliche Optimierung des sehr kostenintensiven und langlebigen Anlagevermögens der KVG wie Schienen, Weichen, Fahrzeuge auch mit dem Ziel, plötzliche Ausfälle noch besser zu vermeiden oder deren Dauer zu verkürzen. 

Neue Möglichkeiten und Methoden

Zu den Neuerungen gehören Methoden wie Regiebücher und Leistungsscheine. Neu war auch die Einführung einer zentralen Arbeitsvorbereitung für alle Bereiche bei VT. Hier wird geplant, koordiniert, optimiert und dokumentiert. Dazu gehört die Digitalisierung der Prozesse in bisher unbekanntem Maße auf Basis von SAP und oxandoOne: Das Projekt KMI. 

KMI macht Wartung und Instandsetzung im Wortsinn „Beine“: Jeder Mitarbeiter hat künftig per iPad sämtliche Dokumente und Informationen, die ein Fahrzeug betreffen, bei sich und muss dafür nicht erst ins Büro oder gar ins Archiv, um Aktenordner zu wälzen. Sämtliche Unterlagen sind einheitlich benannt und akkurat abgelegt. Dazu gehören auch etwa Unfallgutachten mitsamt den Fotos sowie Vandalismusschäden, die hier erfasst und deren Abarbeitung dokumentiert wird. Erkennbar ist außerdem sofort, ob für eine Reparatur benötigtes Material vorhanden ist. 

Transparenz, Flexibilität und komfortabler Zugriff

Für die Werkstätten bedeutet KMI vor allem Mobilität und Flexibilität. Noch wichtiger als heute wird beides, wenn die KVG in den kommenden Jahren ihren Fuhrpark und die Anzahl ihrer Betriebshöfe erweitert, was mit technischen Umbrüchen, Stichwort: E-Mobilität, einhergeht. 

Transparenz, Schnelligkeit, Nachhaltigkeit benennen Kmieczeck, Coskun und Haase als die wesentlichen Vorteile des Projekts KMI. Die Basis dafür ist Standardisierung. Was sich einfach anhört, war und ist kompliziert, denn zunächst galt es, sich über alle KVG-Werkstätten hinweg auf Begriffe zu einigen. Das klingt banal, ist aber wichtig. Lichtmaschine, Generator, LiMA meint dasselbe. Aber welcher Begriff soll´s am Ende für alle sein? Eine noch viel höhere Hürde war es, für Revisionssicherheit zu sorgen und den Datenschutz zu gewährleisten, berichtet Kmieczeck.  

KMI wird schon jetzt als großer Fortschritt erlebt. Neben dem Roll-out auf alle Abteilungen von oxando One Maintenance wird ein weiterer Schritt der oxando Team Planner sein. Mit diesen Programmen ist es dem Sachbereichsleiter möglich, seine Mitarbeiter digital zu disponieren. 

Nur der erste Schritt auf dem Digitalisierungsweg

Perfekt mobil und flexibel wird das Ganze, wenn ein Fahrzeug im Betrieb selbstständig die Werkstatt über eine technische Störung informiert und Mitarbeiter dann gezielt vor Ort aktiv werden können. Voraussetzung sind jedoch die neuen Bordrechner, die bisher in einem Teil der Schienenfahrzeuge verbaut sind.
KMI wirkt nicht nur in der Gegenwart. Das System ermöglicht dem Bereich Asset Management, wie schon beim Thema Infrastruktur, auch Prognosen über den Verschleiß von Bauteilen der Fahrzeuge. 

von
Rüdiger Kmieczeck, VTA
von
Heidi Hamdad, KBK